Zukunftsvisionen

 

Nach einigen Stunden Fahrt durch ödes nasses Freiland, über Straßen, die diese Bezeichnung nicht einmal annähernd verdienen, glaubt man am Ende der Welt angelangt zu sein. Genau dort sind wir zu Hause, leben mittlerweile am Ende der Straße im äußersten Teil des 21.Jahrhundert. Nichts ist mehr wie es war, nichts mehr wie es sein sollte und nichts mehr was für irgendjemand interessant wäre. All der Mist läuft über Hightech Computer, kleinen Mikroprozessoren, die in der Lage sind ganze Existenzen zu speichern. Jeder Mensch existiert nur mehr als Nummer. 90% aller Tätigkeiten werden Virtuell erledigt. Kaum jemand versucht noch zu denken, alle Entscheidungen werden von hirnlosen Computern und Top gestylten Frauen entschieden ­das Ende ist sozusagen absehbar. Es gibt kaum Sonne, ständiger Nebel hängt über der Landschaft alles grau in grau, dafür gibt es zu viel Wasser, genug das es uns schon viel zu lange bis zum Hals steht. Nahezu vorprogrammierte Naturkatastrophen die wie auf Bestellung kommen und gehen. Stürme, Orkane, Überschwemmungen udg. alles was der Himmel zu bitten hat. Nahezu täglich öffnet der Himmel seine Schleusen. Die Natur selbst wütete schlimmer als der 3.Weltkrieg mit seinen Atombomben - die Rache der Natur ist schrecklich. Der Geruch in der Luft erinnert an etwas langsam vor sich hin moderndes (wie zum Beispiel meine Ex-Frau), wie ein Jointgelager einiger ausgeflippten Hippies vor dem Arbeitsamt, oder die Türkenbelagerung auf der Donauinsel.

Liebe, Sex, Zärtlichkeiten und alles was dazu gehört kennt man nur mehr aus Erzählungen, regiert wird diese Welt von Macht, Hass, roher Gewalt und blonden Frauen..... Ein Leben wie zu Beginn des 21.Jahrhundert gibt es nicht mehr, sogar das einst so starke männliche Geschlecht wurde äußerst selten -eine aussterbende Rasse nur noch wenigen nützlichen Männern war es vergönnt zu leben. Alle sonst so nutzlosen Lebewesen (98% Männer) wurden eliminiert oder sind am Leben - im Schatten der Frauen zugrunde gegangen. Es war eine Zeit in der es für Männer besser schien sich einen Strick zu kaufen um sich zu erschießen am besten dort wo das Wasser am tiefsten ist. Wer sich nicht selbst richtete wurde zu Tode gequatscht. Eins jener Foltermethoden die seit Menschen gedenken von Frauen dominiert wurde. Niemand wusste mehr ob wir schon ewig so leben den Geschichten aus der Vergangenheit gab es ja keine mehr. Nichts und niemand hatten mehr Aufzeichnungen über vielleicht einst so schönen Zeiten. Alles längst verbrannt, verschüttet, weg geschwemmt oder von finanziell schwachen Frauen im Dorotheum versetzt.

Was war schuld, warum regierte das Chaos, warum war diese Gesellschaft die sich immer noch mit Markenartikeln kleidet am Ende und das schlimmste, warum bekomme ich hier nichts mehr zu trinken? Eine Welt steht und fällt mit schlechten Manieren, besonders wenn am Ende des Bieres noch so viel Flasche übrig bleibt. In dieser ach so grausamen Zeit machte sich ein mutiger selbsternannter Archäologe namens S45 auf die Suche nach der Vergangenheit. Er war umringt von negativen Einflüssen seiner Zivilisation. Sein Alter konnte nur geschätzt werden, Aufzeichnungen über Geburt und Herkunft gab es eben so wenig wie ein Recht auf Leben. Mag sein das er für sein Alter noch jung aussah, aber so rund 30 Jahre dürfte er schon auf den Buckel haben. Seine Haarfarbe war eher dunkelblond, seine Größe reichte bis zum Boden, manche Frauen würden vermutlich behaupten; "für jedes Bett passend", also rund 1,75m mit ca. 70 kg.

Sein größter Traum war es schon immer den Nachweis zu erbringen das seine Rasse nicht selbst den Nockout herbeigeführt bzw. verursacht hat. Nur wo beginnt man zu suchen wenn nichts mehr existiert? Wo man in dieser Welt hin blickte, überall lauerten gefahren, kaum ein Ort wo es keine herum streunenden Frauen gab. Schon vor Jahren hatte er in einer Höhle Aufzeichnungen gefunden über eigenartige Orte, Mühldeponien und Schrottplätze. Relikte die vermutlich die Menschheit noch nach Jahrtausenden Jahren überleben werden. Vor einigen hundert Jahren gab es ganz in der Nähe Sammelplätze für alte, ja schon mysteriöse Teile. Diese Dinger waren so riesengroß, angeblich die Vorfahren unserer jetzigen Computer. Alte wirklich grässliche Bestandteile, mit sehr schwachen Kapazitäten. Der Sage nach sollte es dort noch welche PCs geben, nicht alle sollten in Entwicklungsländer exportiert worden sein. S45 konnte dem Reiz einfach nicht widerstehen, immerhin war er es sich und der Gesellschaft schuldig, Nachforschungen anzustellen. Keiner seiner zahlreichen Freunde, er hatte zwei, war bereit ihm auf diese Reise zu begleiten. Man konnte ihm die Idee aber einfach nicht ausreden.

Nachdem S45 vom Status her ja "Mann" war, war es ihm nicht gestattet ohne Erlaubnis seine Heimat und Arbeit zu verlassen, denn Arbeitstiere gab es schon viel zu wenig und Urlaub kannte er nur vom Hörensagen. Es bedurfte jedoch einige Vorbereitungen damit sein Verschwinden niemanden oder wenigstens nicht gleich auffiel. Er machte also das was er am besten konnte, er improvisierte. Denn dumm kann man ja sein nur zu helfen muss man sich wissen. Der einzige Job in dem man wohl niemanden abging war Beamter, als Beamter konnte man Monate lang fehlen ohne dass es jemanden auffällt. Diese Eigenschaft machte er sich zu Nutze und meldete sich beim Finanzamt. Dort wird nie ein Akt vor 8 Monaten bearbeitet - also genug Zeit.....  S45 war kein Typ der schnellen Entscheidungen dafür dachte er viel zu umständlich, es war eben alles eine Frage des Umgangs und der Einstellung. Nur in diesem Falle wollte er die Fragen die er hatte und die Antworten die er suchte nicht auf die lange Bank schieben. Natürlich wie kann es auch anders sein, hatte er noch andere Verpflichtungen die er unbedingt nachkommen musste. Neben seiner Tätigkeit als Kurzzeitbeamter war er auch noch... wie soll ich sagen..... Ach sagen wir einfach; "Zuchtbulle fürs Befruchtungslabor". Sex wie wir in kennen, oder die älteren Semester vielleicht noch kannten gab es so wie viele anderen Dinge nicht mehr (Schade könnte man meinen....) so hat eben jede Generation mit ihren Verlusten und Eroberungen zu kämpfen. Dafür wurde auch die größte Geisel der Menschheit bzw. der Männer abgeschafft, die Ehe. Mitte des 21.Jahrhundert wurde die Sklavenhaltung völlig verboten und die Männer konnten sich wieder einige 100 Jahre frei bewegen. Das ging so lange gut, bis sie von der weiblichen Dominanz wegen Nutzlosigkeit total überrollt wurden und wie jetzt eben vom Aussterben bedroht sind. Auch das Gesundheitswesen wurde gänzlich auf den Kopf gestellt. Das vermutlich größte Problem der Vergangenheit war die Futtereinnahme. Jeder der MC Donalds kannte (Fastfoottempel die wie Giftpilze aus der Erde gestampft wurden und auch so schmeckten) -weiß was einen wirklich umbringen kann. Vielerorts leideten die Menschen zunehmend an Fettleibigkeit und Fress-Sucht. Um dem entgegen zu wirken wurden die Lokale und schlussendlich auch das essen selbst abgeschafft. Sie glauben jetzt sicher das könnte nie passieren, oder? Gut, Gegenfrage: wer war den immer in jedem Lokal der beste Gast? -richtig der Mann....  Wozu ein Lokal wenn es kaum mehr Männer gibt! Aber der Himmelvater war gerecht in dem was er tat. Wie hieß es im 20.Jahrhundert? "Die Frau gehört in die Küche, die Küche in den Keller und der Keller unter Wasser". Jetzt raten sie mal warum wir hier Hochwasser haben? Nur mit dem einzigen Unterschied; die weibliche Rasse ist nicht vom Aussterben bedroht... -gibt uns das zu denken?

Die Ernährung besteht seither nur mehr aus kleinen Tabletten die alle wichtigen Bestandteile wie zum Beispiel reichlich Vitamine aufweisen. Das nächste Problem waren die umherirrenden Menschen in weißen Kitteln die im Grunde von nichts Ahnung hatten aber immer große Worte und dicke Lippen riskierten. Nein Moment, die mit den dicken Lippen hießen Politiker glaube ich, na wie auch immer ...., auf alle Fälle verdienten sie mehr Geld als sie ausgeben konnten. Seit es keine Ärzte mehr gibt, sind auch die Krankheiten rückläufig. Böse Zungen behaupten sogar es läge daran das jeder der sich Krank meldete sofort erschossen wurde. Das einzige das sich nicht wesentlich verändert hatte war die Finanzabteilung. Aber das ist eine andere Geschichte......

Wenn S45 nicht gerade mit Arbeit beschäftigt war, schmiedete er sich heimlich Pläne um seine Flucht gezielt durchführen zu können. Jeder der schon mal auf der Flucht war und sei es nur vor seiner Frau oder den Gläubigern weiß was dazu nötig ist. Denkbar ungünstig war jedoch die Tatsache dass es in der Welt da draußen auch massenhaft Krankheiten geben soll und ihm bei einer Infizierung nur eine Bleikugel helfen kann. Vor den drohenden Wassermassen, den Ungeziefer wie den herumstreunenden Frauen machte er sich nicht so große Sorgen, obwohl verlassen hat er sein Domizil bislang noch nicht, er wusste eigentlich gar nicht wie die Welt da draußen in ihrer Bösartigkeit wirklich war. Aber ehrlich gesagt; was kann schlimmer sein als von Frauen regiert oder ihnen ausgeliefert zu sein?

Nach fünf harten Wochen als Beamter war es nun endlich so weit. Bei der Futteraufnahme hatte er sich ständig zurück gehalten und fleißig Tabletten gesammelt. Beleuchtung für dunkle Zeiten und zum heimleuchten war organisiert, sowie ein Seil zum klettern oder aufhängen und ein solides Messer aus rostfreien Stahl das keiner Blutvergiftung zu trotzen vermag. All das verpackt in einem kleinen Rucksack (Markennamen werden nicht angeführt weil wir von den diversen Firmen auch nicht gesponsert werden und gottlob auch nicht darauf angewiesen sind - sonst würde es heißen: "Hier könnte ihre Werbung stehen").

Endlich war es so weit, -der Tag der Entscheidung. Draußen war es schon finster, ringsum konnte man Geräusche wie das Schnarchen der aussterbenden Rasse vernehmen - kein Wunder das seinerzeit ein Großteil während des Schlafes getötet wurden.....  Diese Reise schien schon zu Beginn sehr lehrreich zu sein. Sicherungen um die Stadt nach hinaus gab es relativ wenig, denn kein normaler Mensch würde diesen Ort freiwillig verlassen, denn das würde den sicheren Tod bedeuten. Fremde und Eindringlinge wurden von Kameras über die Außencomputer sofort erfasst und auf Wunsch der Obrigkeit sofort vernichtet bzw. exekutiert. Viele Zufahrten konnten nur mit dem Boot erreicht werden der Hauptzugang selbst mit dem Auto oder zu Fuß. Eine einzige Brücke war der Kontakt zum Festland. Denn genau genommen war das Domizil wie eine eigene Insel. Für Außenstehende eine nahezu unüberwindbare Festung. Wer sich über den Wasserweg näherte wurde mit der Zielsicherheit einer Selbstschussanlage konfrontiert. Die Mauern ringsum waren aalglatt und mehrere Meter hoch. Auch ins Wasser zu fallen war nicht wirklich ratsam. Dort herrschte reichlich Bewegung, einige Tiere mutierten förmlich in den letzten Jahren durch die Umweltverschmutzung und waren daher gefährlicher, größer und weit unberechenbarer, aber keine Sorgen, es waren keine gehörnten Ehefrauen. Der einzige Weg zu Fuß ging also nur über diese eine Brücke und die war äußerst gut gesichert. Als Kind war es für ihn noch ein Spaß das System zu überwinden, gegenwärtig ist es eher gefährlich aber für einen Mann mit seinen Fähigkeiten kein allzu großes Hindernis. Die Brücke ist elektronisch gesichert und die Schussanlage reagiert auf schnelle Bewegungen, ausgelöst durch Bewegungssensoren. Um das System erfolgreich auszutricksen, darf man sich in erster Linie nur sehr langsam oder zwischenzeitig gar nicht bewegen. In diesem Falle machte sich wieder der Job als Finanzbeamter bezahlt, da musste er Stundenlang ruhig sitzen und schnelle Bewegungen waren ohnehin strafbar bzw. tabu. Nach nicht einmal 30 Minuten war die Show vorbei und S45 konnte ungehindert ins Dickicht neben der einzigen Zufahrtsstraße fliehen.

Nicht das man auf der Flucht nicht schon nervös genug ist, nein er hörte immer wieder Geräusche, wie das Brechen der Zweige und immer wieder hatte er das Gefühl verfolgt zu werden, das Gefühl nach Beobachtung war ständig zugegen. Zigmal blickte er sich um aber es war niemand zu sehen. Als Kind hatte er ein kleines Trauma erlitten weil seine Vorgesetzte im immer wieder sagten das ihn der Friseur verfolge weil er für einen Mann zu lange Haare hatte. Mit den Haaren änderte sich das Problem schlagartig, das Alter und auch die Schwerkraft hinterließen ihre Spuren. Aber das ist eine andere Geschichte..... Das Leben der freien weiten Welt war schon sehr gewöhnungsbedürftig, an keinem Baum gab es Technik noch irgendeine Art von Computer. Es war ein Rückschritt in eine längst vergangen Zeit und Welt. Hin und wieder vernahm er das Geheule streunender Frauen, die von der Intelligenz her derart weit hinten sind und sich nicht einmal selbst die Schuhe zubinden konnten. Gesetz dem Falle sie hatten welche.... Wenigstens ums Essen brauchte er sich nicht zu sorgen, oder noch schlimmer zu jagen, den Tiere die man noch essen könnte gab es hier ja kaum mehr. Gemüse und Obst gab es hier ja auch nicht. Türkische und Chinesische Lokale gehörten schon lange der Vergangenheit an.

Nach rund zwei Tagen war er am Ziel angelangt; ein großer Felsen mit einer mächtigen Tür aus Stahl. Erinnert irgendwie an ein Gefängnis auf den Klippen. Mit den Worten "Sesam öffne dich" war hier leider nichts zu machen. Na egal, den im Laufe der Zeit hat die Natur ein wenig nachgeholfen und die ständigen hochwasserartigen Unwetter hatten erstmals etwas Positives. Das Wasser sucht sich bekanntlich seinen Weg und hat auf diese Weise das Tor ein wenig unter bzw.- ausgeschwemmt, sodass S45 ohne weiter Probleme (den dick sein war in seiner Welt nur Frauen vorbehalten und gestattet) unterhalb durchkriechen konnte. Drinnen war es wie erwartet total dunkel, auch ein betätigen des Stromschalters half da wenig, den irgendwer hat wohl wieder die Stromrechnung nicht bezahlt... Da er ja schon damit gerechnet hatte war eine Taschenlampe auch kein Thema für ihn. Einzig der Gestank in der alten Höhle machte ihn ein wenig zu schaffen. Die Höhle selbst wurde angeblich im 20.Jahrhundert von einem Kosmetikkonzern betrieben, die glaubten mit Pheromonen das weibliche Geschlecht zu locken. Jahre später kam die NASA dahinter, das der Geruch von Kreditkarten auf Frauen ganz besonders anziehend wirkte, egal wie man riecht und das war für jeden Kosmetik Großkonzern ein Schuss ins Knie. So, zurück zum Thema; Abgesehen von Finsternis und Gestank war es auch sehr feucht hier drinnen. Von wohl fühlen kein Gedanke, aber schließlich und endlich wollte er hier ja nicht einziehen ...sondern sich nur ein wenig umsehen. Der Ort wurde seit gut und gern 200 Jahren nicht mehr betreten und das wird mit Sicherheit auch weiterhin so bleiben. Im Lichtkegel

der Lampe sah er immer wieder Umrisse von alten PCs die auch Opfer der Fluten wurden und S45 war sich sicher am richtigen Weg zu sein, nur mit dem beschädigten Material war kaum etwas anzufangen. Die Höhle war wirklich riesengroß und unübersichtlich, aber es gab noch genug Material zu durchwühlen. Es war für ihn schon faszinierend und lächerlich wie groß die PCs noch zu Beginn dieses Jahrhunderts waren, aber eben alles eine Frage der Zeit, damals konnte man die Dinger abschalten oder einer Frau das reden verbieten, Heute denken die Computer und die Frauen äh ... Na wie auch immer .... Manche Dinge ändern sich eben nie.... Wäre er noch Beamter oder würde er auch nur annähernd so denken wie einer, dann hätte er hier sicher einige Jahre Arbeit. Mit äußerster Vorsicht durchsuchte er die alte Höhle, immerhin war es jederzeit möglich, dass sich gefährliche Tiere dort versteckt hielten. Bei jedem Geräusch das er hörte, zuckte er nervös zusammen. Im Grunde war es wie zu Hause, nur das Blondinnengeschwafel blieb ihm erspart. Nachdem es wie schon gesagt keinen Strom gab, war es auch unmöglich einen Computer zu starten ob er überhaupt noch funktioniert. Sich der Gefahr auszusetzen und einen Computer einfach mitzunehmen, auch wenn er nicht funktioniert, würde seine eigene Mission nur unnötig gefährten.

Fortsetzung folgt …….