Traumfrau per Inserat
Manchmal gibt es Tage oder Situationen im Leben, wo man sagen kann, es ist wirklich dumm gelaufen. Man lernt im Laufe eines kurzen Lebens so viele Menschen kennen, manche mit denen man leben kann bzw. könnte, und welche mit denen man nicht einmal gemeinsam die Straße überqueren würde. Natürlich hat auch jeder seine eigenen Vorstellungen von seinem Wunschpartner, der eine erwartet sich mehr und der andere weniger davon. Hätte man die Möglichkeit sich per Computer seinen Traumpartner zu erschaffen, dann würde es nicht lange dauern, bis einem der Mensch den man nach eigenen Vorstellungen geschaffen hat, noch dazu so wie man ihn haben wollte, selbst auf die Nerven geht.
Um jemanden kennen zu lernen gibt es natürlich wie wir wissen, verschiedene Methoden wobei einige, unter ihnen auch das Inserieren recht umstritten sind, wohl aber zu Unrecht. Bei weiten überwiegen aber die sinnvollen Möglichkeiten die daraus entstehen. Es sollte natürlich jeder seine Erfahrungen machen um darüber urteilen zu können. Einige machen nur oder teilweise gute Erfahrungen, manche schlechte oder gar keine. Aber so wie überall gibt es auch hier Menschen die alles besser wissen und voreilige Schlüsse ziehen, oder ihr eigenes Urteil bilden. Die verschiedenen Gründe aus denen jemand inseriert sprechen natürlich für sich, der eine sucht, weil er einfach die scharfe Biene (laut Inseratbeschreibung) kennen lernen will, der andere, weil er schüchtern ist, Kontaktschwierigkeiten hat und wohl sonst nie Gelegenheit hätte seine Traumfrau oder überhaupt jemanden kennen zu lernen, oder einfach aus Interesse an Menschen. Heutzutage den idealen Partner zu finden, ist sehr schwer möglich.
Wenn Sie mich fragen, warum ich inseriert habe, dann eher aus Interesse an Menschen und der Neugier wegen und weil ich dachte oder hoffte, dass es mir Spaß machen könnte, oder um mein Ego zu befriedigen, vielleicht hoffte ich auch insgeheim das zu finden was ich wirklich suche. Als ich damit begonnen hatte, stand ich eigentlich noch mitten bzw. neben einer „glücklichen" Beziehung - andererseits würde wer auf Inserate schreiben oder selbst inserieren, wenn er eine glückliche Beziehung hat? Im Nachhinein betrachtet würde ich sagen - wohl kaum.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich eine Freundin, sie hieß Irene, mit ihr war ich schon seit spannenden 6 Jahren zusammen. Spannend deshalb, weil keiner wusste wie lange es noch halten würde, einen Tag, zwei oder doch mehr, vermutlich auch weil sie, wenn sie arbeitete, was eher selten war, nur nachts arbeitete und ich am Tage, daher konnten wir uns selten auf die Nerven gehen. Sie war eigentlich ein recht angenehmer und ruhiger Mensch - entweder war sie nie zu Hause, oder sie schlief den ganzen Tag - ihr Hahn krähte erst am späten Nachmittag oder Abend. Ihr rutschten erst die Gurken von den Augen, wenn ich schon schlafen ging. Das größte Problem was sie bzw. ich mit ihr hatte war ihr Kaufrausch den sie einfach nicht unter Kontrolle brachte. Sie bestellte bei den Versandhäusern was nur im Bereich des möglichen war, auch wenn sie es gar nicht brauchte und vor allem es sich auch nicht leisten konnte. Kurz gesagt hab ich auch ihre Schulden bezahlt, da man sonst ohne Rücksicht auf Verluste auch mein Eigentum gepfändet hätte. Wir hatten auch einen Hund, den fast täglich die Blase platzte, da sie zu müde war mit dem Hund vor die Tür zu gehen. Na ja, es war für sie auch nicht leicht, ich musste zumeist im Außendienst arbeiten und an ihr blieb die ganze Hausarbeit hängen. Durch den Stress, der ihr dabei entstand, kam sie zu nichts, alleine vor dem Spiegel stand sie täglich zwei Stunden. Auf die Frage, hatte sie es den so nötig, blieb mir als Antwort nur ein schlichtes; ja - was soll ich sagen. Durch diesen Umstand war sogar der Hund gezwungen für seinen Unterhalt selbst zu sorgen - er musste zum Beispiel sein Essen selbst jagen. Es gab auch Dinge die sie gut konnte, drei Schachteln Zigaretten pro Tag rauchen und vor allem hemmungslos lügen, noch dazu ohne rot zu werden. Freunde behaupteten das unsere Beziehung ohnedies ein Witz sei, ich fand es nicht so witzig, mir verging im Laufe der Zeit oft genug das Lachen. Das einzige was mich scheinbar noch an ihr hielt, war die Gewohnheit oder die Angst, dass ich es noch schlimmer erwischen könnte und ein wenig die Erinnerung an einst schöne Tage. Na ja es war zwar nicht eine perfekte Beziehung, immerhin war sie mit genug Problemen belastet, aber sie war besser als die meisten Ehen, die ich kannte. Als eitle Wonne gelten oft Beziehungen, solange sie oberflächlich sind, zieht man zusammen, dann lernt man einen Menschen besser kennen sowie dessen Stärken und Schwächen, bei genauen Betrachten kann man ohne es zu wollen ganz schön überrascht werden. Natürlich ist das nicht immer so, nur scheinbar hatte ich immer das Glück.
Ich verfügte über genügend Abendfreizeit, daher war es mir möglich, mich nach anderen Damen umzusehen, obwohl es immer heißt: „es kommt nichts Besseres nach", aber auch in dieser Weisheit steckt ein kleiner Fehler, es konnte ja nicht mehr schlimmer werden.
Anfangs wollte ich nur auf Inserate antworten, leider hatte mir jedoch fast keine auf mein Inserat geantwortet, lag es an der großen Auswahl, lag es an mir, oder an meiner Schreibwahl, auf alle Fälle bekam ich keine Post, auch wenn es hieß "Antwort kommt 100 % retour", das einzige was in Massen kam, waren die Mahnungen von den Versandhäusern.
Laut meiner Selbstdarstellung bin ich nicht gerade das, was man als einen Traummann bezeichnen würde, mein Aussehen war und ist relativ, darum schrieb ich immer nur „angeblich gutaussehend", denn über den Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, ich weiß, dass ich nicht für schlaflose Nächte verantwortlich bin, diese Zeiten sind schon lange vorbei, (außer wenn ich schnarche). Mit zunehmendem Alter lässt das Selbstvertrauen nach, die Haare am Kopf werden immer weniger und auch der Bauch kommt zum Vorschein - langsam aber sicher. Mit der Zeit lässt sich das Alter nicht mehr verbergen. Trotz alledem hätte ich es gar nicht nötig auf ein Inserat zu antworten, geschweige den eines zu schreiben, wenn da nicht der gewisse Reiz vorhanden gewesen wäre.
Nach langen, endlosen Versuchen schrieb mir endlich jemand retour. Das Inserat von ihr klang sehr viel versprechend; „sehr hübsche junge Frau mit guter Figur sucht einen Gutaussehenden jungen Mann bis Anfang 30". Die Antwort auf meinen Brief der ca. eine Seite füllte, war kurz und schmerzlos. „Heiße Hannelore, danach der Treffpunkt, komme alleine". Nach diesen Zeilen war ich schon sehr gespannt, was mich erwarten wird. Einen Tag später hatte ich endlich meine erste Verabredung. Wir trafen uns in der Grazer Innenstadt am Parkplatz vor einem Lokal. Mein weißer Mercedes war so auffällig, dass es für sie kein Problem war, mich zu finden. Als mich eine etwas stärker gebaute Lady - Kampfgewicht ca. 140 kg, Alter jenseits der 40 ansprach, dachte ich zuerst an eine Verwechslung. Es traf mich wie der Blitz als mir klar wurde, dass sie doch meine Verabredung war. Sie hatte für ihr Aussehen ein extrem starkes Selbstvertrauen und auch Auftreten, dort wo sie hintrat wuchs vermutlich auch kein Gras mehr. Bei genauerem Hinsehen musste ich feststellen, das eigentlich nichts vom Inserat stimmte, alles was der Realität nahe kam, war ihr Name und dass sie alleine kommt. Nach einem Gespräch mit ihr war mir schleierhaft wie sie es schaffen konnte, überhaupt alleine zu kommen. Denn sie hielt mir vor Augen wie sehr und wie schwer krank sie sei. Wäre ich ein Arzt, hätte ich ihr vermutlich einen Totenschein ausgestellt. Sie hat ihre Figur nicht nur behalten, nein ich glaube sie hat sich sogar verdoppelt. Entweder war das Inserat aus der Steinzeit, oder weitläufig an den Haaren herbeigezogen. Nicht zuletzt wäre sie vermutlich aus der Vogelperspektive hübscher anzusehen. Rückwirkend möchte ich jedoch bemerken, dass ich absolut nichts gegen stark gebaute Menschen bzw. Frauen habe, das Problem lag eher unter den falschen Voraussetzungen unter denen wir uns begegneten.
Obwohl ich in meiner Situation nicht sehr wählerisch sein wollte, so erfüllte sie bei weitem nicht meine Vorstellungen. An diesem Tag ging scheinbar alles schief, es blieb mir auch kein Fluchtweg offen, um die Situation zu retten ging ich mit ihr dennoch einen Kaffee trinken. Anhand des Gespräches das wir führten hatte ich so einiges gelernt und sei es nur über Gefühle anderer Menschen, man sollte jedem Menschen eine faire Chance auf ein Date geben, egal wie sie aussieht. Im nachhinein muss ich ehrlich gestehen, hätte ich gewusst was auf mich zukommt, wäre ich mit Sicherheit auch nicht gekommen, aber auf diese Weise hatte auch sie das was man eine Chance nennt.
Die Erwartungen vieler Inserenten sind derartig hoch gestellt, dass, wenn ich nicht übertreibe, die meisten Blinde Date“ zum Scheitern verurteilt sind, oder auch niemals stattfinden Da das jedoch nicht mein Stil ist, wollte ich unbedingt am Boden der Realität und vor allem bei der Wahrheit bleiben, den wie in diesem Fall kommt man früher oder später doch dahinter das alles Erstunken und erlogen ist, auch wenn es anfangs nicht so offensichtlich ist. Aus diesem Grund habe ich mir auch vorgenommen jeden Brief zu beantworten und mich mit jeder zu treffen, ob mir der Text gefällt oder nicht.
Nachdem ich meiner Kreativität freien Lauf ließ, dazu den nötigen Mut aufbrachte und natürlich, so hoffte ich, auch den richtigen sowie ansprechenden Text gefunden habe, gab ich voller Hoffnung mein erstes Inserat auf. Insgeheim dachte ich mir, jede Frau die einen Mann sucht und mir nicht schreibt, weiß gar nicht was sie dabei versäumt. Um ehrlich zu sein, jeder der mich kennt weiß, dass sie überhaupt nichts verpasst, wenn sie mich nicht kennen lernt, vielmehr noch, es bleibt ihr abgesehen vom Porto auch noch einiges erspart. Natürlich konnte es passieren, dass meine Freundin den Weg zum Postkasten findet, darum gab ich aus Sicherheitsgründen mein Postfach an und Briefe die ich bekam, beantwortete ich mit einer kurzen Beschreibung von mir und gab meine Handy Nr. bekannt. So wie alle Inserenten, hoffte ich trotz allem auf zahlreiche Briefe, dabei habe ich mich wohl sicher meinen Illusionen hingegeben, alles in allem schaffte ich nicht einmal 10 Stück. Angeblich bekommen Frauen ohnedies weit mehr Post als Männer, oder war das nur bei mir so? Na ja, einige Damen dürften mich doch etwas falsch verstanden haben, immerhin wollten sie von mir, das ich ihnen schlappe 150.- ÖS (quasi als Unkostenbeitrag) für ein Kennenlernfoto schicke. Dabei hielt sich mein Interesse aber in Grenzen. Man sieht, dass sich auch hier sehr viele an den Suchenden finanziell bereichern wollen, und einige sind in ihrer gegenwärtigen Situation auch gerne bereit dazu. Manche Inserate waren sehr auf das Geld bezogen, da stand zum Beispiel „sehr Gutaussehende Gutgebaute junge Frau sucht Gutsituierten oder auch reichen Mann ab ca. 90 Jahren, auch Krebs kein Hindernis, für lange interessante Ehe". Ich weiß zwar nicht wie viel sich gemeldet haben, aber vermutlich mehr als bei mir - Glück muss der Mensch haben.
Auch einige Partneragenturen neigen zu starken Übertreibungen, den für den Preis den manche bezahlen müssen, würde man normal schon ein neues „Modell - Frau" mit wenig km bekommen. Wie man sieht, dürfte es für Partnervermittlungen noch lange ein lukratives Geschäft sein. Wer über eine Agentur sucht, ist entweder schon sehr verzweifelt oder seines eigenen Geldes Feind. Garantie bei den Agenturen hat man nur, dass man kräftig bezahlt, auf den richtigen Partner jedoch nicht.
Eine Lady schickte mir scheinbar als Einstand, damit ich nicht die Katze im Sack bekomme gleich ein Nacktfoto mit, sie ließ sich wohl gern bewundern, offen gestanden sie sah ja auch verdammt gut aus, nur einen One-Night-Stand wie sie es sich vorstellte, mit vollem Risiko wollte ich auch nicht gerade riskieren, ich dachte eher an etwas standhaftes und nicht an etwas am Kreuz liegendes. Aber so sind sie die Frauen, man muss sie lieben (ob man will oder nicht). Um nicht rassistisch zu klingen muss ich jedoch gestehen, man kann mit ihnen nicht leben - und ohne sie schon gar nicht. Na ja wie auch immer.....
Die nächste die mir schrieb, hieß Andrea. Alter Ende 26 noch dazu war sie nicht von schlechten Eltern, hatte eine gute Figur und auch sonst stimmte alles an ihr. Als Draufgabe hatte langes blondes Haar. In meinen jungen Jahren war ich ganz verrückt auf blond, hatte aber nur eine oder vielleicht auch zwei die blond waren, nach den Ruf den Blondinen haben, war es vielleicht auch besser so. Aber wie sich später herausstellte, wissen manche genau was sie wollen. Sie hatte es eigentlich auch absolut nicht nötig auf ein Inserat zu schreiben, aber ich beklagte mich nicht, immerhin war ich froh, das sie mir geschrieben hat, ich dachte mir nur, irgendwo liegt auch bei ihr der Hund begraben, aber ich machte mir darüber keine Sorgen, warum auch. Wir trafen uns in einem netten Café, quatschten die ganze Nacht und kamen uns auch gleich näher - ging ja richtig schnell, sie ließ nichts anbrennen. Das einzige was leicht anbrannte bzw. schwer ins schwitzen kam war wohl ich. Wir saßen in einem netten Café, ein Hauch von Romantik machte sich breit, dunkle ja eher schon intime Beleuchtung, in der Mitte des kleinen Tisches brannte eine Kerze. Ich machte den Fehler, dass ich mich nicht gleich neben sie gesetzt hatte, sondern ich saß ihr gegenüber. Nachdem sie mir lange in die Augen schaute, stand sie auf, packte mich, zog mich im wahrsten Sinne des Wortes leicht über den Tisch. Nach einigen Sekunden dachte ich mir plötzlich: Augen auf, seltsame Dinge passieren. Bei der Leidenschaft die in ihren Küssen steckte, wurde mir unwahrscheinlich heiß, mag sein, dass auch die Kerze schuld war die knapp unter meinem Kinn brannte und mir die letzten Stoppeln meines schlecht rasierten Bartes versenkte. Um die Situation oder vielmehr mein Leben zu retten versuchte ich verzweifelt, (nachdem auch mein T-Shirt schon fast brannte), mich aus dem leidenschaftlichen Griff zu lösen. Ihrem Blick nach zu urteilen, hatte sie das Gefühl, das es mir etwas unangenehm war, wenn sie wüsste wie recht sie damit hatte.
Nach ihren Erzählungen, hatte sie schon einige Beziehungen hinter sich, schuld waren am Ende doch immer die Männer, zum Streiten gehören aber immer zwei dachte ich, vermutlich hat sie außer mir, noch weit mehr verheizt, aber was weiß ein Fremder. Irgendwie hatte ich jedoch das Gefühl sie wollte alles schnell auf den Punkt bringen, ausgebrannt wie ich war, war es mir sehr recht. Als wir das Café verließen, stand sie noch völlig in einem romantischen Tiefdruckgebiet, alles was sie wollte, war zurück zur Natur - aber leider nicht zu Fuß. Auf ihren Wunsch hin, fuhren wir noch zum Thalersee, der gleich in der Nähe war. Unterwegs musste ich, nachdem bei ihr dringendster Handlungsbedarf vorlag, kurz den Wagen stoppen. Nachdem sie mir auf freundliche Art die Zähne zeigte, fiel sie wie ein wildes Tier über mich her. Bei der Geschwindigkeit die sie vorlegte, war es für sie ein leichtes den Liegesitz schnell in Position zu bringen, und ich dachte immer das Ding klemmt. In ihrer Hemmungslosigkeit, trat sie mir, so hoffte ich ohne es zu wollen, mit ihrem spitzen Knie fürchterlich zwischen meine Beine. Dabei spürte ich den Drang nach etwas Höherem in mir - nur Männer wissen wie ich litt. Nachdem der Schmerz nachließ und ich ein paar Oktaven höher singen konnte, schlug ich vor, sie nach Hause - und vor allem mich in Sicherheit zu bringen. War wohl nicht einer meiner besten Tage.
Damit meinem bunten Treiben nichts mehr im Weg stand, musste ich wohl oder übel meiner Freundin Irene reinen Wein einschenken. Wie mit allen meinen Freundinnen, wollte ich mich auch mit ihr im Guten trennen, darum versprach ich ihr, dass sie vorläufig in der Wohnung bei mir bleiben kann, bis sie eine eigene gefunden hat. Aus beruflichen Gründen, traf ich mich mit Andrea erst am darauf folgenden Wochenende, das wir standesgemäß in Kärnten - Velden verbrachten. Es war eine schöne Zeit. Alles was wir machten war exklusive, ob essen, am Abend ausgehen oder das Casino, wir waren wirklich gut drauf. Nur langsam überstieg es meine finanziellen Verhältnisse. Auf den Nenner gebrach, hatte der große Fuß auf dem wir lebten, Hühneraugen bekommen. Das Wochenende verging so schnell wie es begonnen hatte und mit Wochenbeginn zog wieder der Alltag ein. Andrea und ich setzten unser nächstes Treffen für das nächste Wochenende fest, da ich die ganze Woche beruflich in Wien war. Was sie so die ganze Woche trieb wusste ich nicht und es ging mich auch nichts an. Am nächsten gemeinsamen Wochenende ließen wir oder eher sie wieder die Sau raus. Nachdem mein Konto die Grenzen des Machbaren erreicht hatte, bat ich sie vom Gas runter zu gehen, wofür sie absolut kein Verständnis hatte und am Rückweg von Velden sprach sie kaum ein Wort mit mir. Als sie ausstieg, sah ich sie zum letzten Mal und vielleicht war es auch besser so. Ich weiß nicht woran es lag, war ich so blind, oder verstand sie es einfach mich so zu manipulieren, auf alle Fälle wusste sie, was sie wollte. Vielmehr habe ich zu hoch nach den Sternen gegriffen und bekanntlich, wer hoch steigt fällt tief.
Die nächste in meiner Sammlung hieß Silvia, war 24 Jahre alt, kam aus der Südsteiermark, hatte gerade eine lange Beziehung hinter sich und machte in ihrem ersten Schreiben einen recht guten Eindruck. Leider habe ich mich in den letzten Wochen schon mal getäuscht. In ihrem zweiten Brief erwähnte sie nebenbei, das ihr zwei Kinder aus der letzten Beziehung geblieben sind, was in mir nicht gerade Begeisterung hervor rief. Sie schickte mir auch ein Foto, wobei sie nur von hinten zu sehn war, wenigstens die Kinder standen im Rampenlicht. Nachdem ich schon anfangs erwähnt hatte, dass jeder der mir schreibt eine faire Chance bekommt, wollte ich mich mit ihr auch in einem Café in ihrer Nähe treffen. Sie hatte eine sehr angenehme Stimme am Telefon, wegen der Kinder konnte sie leider nicht von zu Hause weg, deshalb bat sie mich zu ihr nach Hause zu kommen. Ein neutraler Boden wäre mir für den Anfang zwar lieber gewesen, aber ich hatte Verständnis für ihre Lage. Nachdem ich durch zahlreiche Straßen irrte, fand ich endlich das Haus in dem sie wohnte. Wie es aussah, war ich nicht der einzige der zum Kaffee geladen wurde, auch die Polizei - dein Freund und Helfer war zugegen. Da ich nicht besonders scharf darauf gewesen bin, gerade jetzt in Erscheinung zu treten, wartete ich einige Zeit bis die Luft rein war. Geriet ich nun vom Regen in die Traufe, oder war es bloß Bestandteil meiner traurigen Erscheinung, auf alle Fälle hatte ich kein sehr gutes Gefühl bei der Geschichte. Als ich in ihre Wohnung kam, sah es noch sehr nach Einbruch aus, oder vielmehr nach einem Bombenanschlag, alles lag drunter und drüber. Dann erfuhr ich, das nur die Kinder spielten, die sahen auch wie zwei kleine Zwerge aus, die einen Atomkrieg anzetteln könnten und last not least ihr Ex der scheinbar ein unangenehmer Zeitgenosse gewesen sein dürfte, war kurz auf Besuch und wusste sich nicht zu benehmen. Sie selbst war offensichtlich ein recht nettes Mädchen, hatte in vergangenen Tagen mehrmals Ärger mit ihrem Ex der auch quasi der Vater ihrer beiden Kinder ist. So wie viele andere Frauen wurde sie bedroht und auch misshandelt, doch sie hatte den Mut sich zu wehren, und sie kämpfte für ihre Freiheit. Trotz allem fehlte ihr das Gefühl der Freiheit - vielleicht rauchte sie auch nur die falsche Zigarettenmarke. Zum einen bewunderte ich sie, zum anderen tat sie mir sehr leid. Der kurze Kaffee den ich bei ihr trank, zog sich bis spät in die Nacht, wir unterhielten uns über Gott und die Welt und auch über Probleme die so Partnerschaften mit sich bringen. Sie war mir sehr sympathisch, war in ihrem Wesen sicher ein guter Mensch, garantiert hatte sie auch ihre guten Seiten, trotz allem änderte das nichts an meiner Meinung. Es waren nicht nur ihre Kinder die mich störten, es war auch das Umfeld in dem sie sich befand, das mir nicht gefiel. Das soll nicht heißen, dass ich etwas gegen Kinder hatte, immerhin hatte ich damals bereits einen 6 Jahre alten Sohn der bei seiner Mutter lebte. Ich wollte nur nicht einen Vater für andere Kinder ersetzen, wenn ich selbst für meinen Sohn schon wenig Zeit hatte. Wäre was aus uns geworden, hätte ich früher oder später diese Frau mit ihren Kindern gezwungenermaßen erhalten müssen, da sie ja ohnehin nicht viel von Arbeit hielt und ich auch finanziell nicht in der Lage gewesen wäre das zu bewältigen und es wäre nur eine ernsthafte Belastung für mich geworden. Immerhin musste ich schon zwei Jobs machen um mir meinen Lebensstandard zu erhalten den ich bisher hatte. Ich weiß, Grundsätzlich heißt es aus Liebe würde man auf vieles verzichten, aber man sollte die Sache nicht übertreiben. Als ich mich von ihr verabschiedete, wussten wir beide, dass wir uns nicht wieder sehen würden. Frei nach dem Motto, man soll die Hoffnung nicht aufgeben - ich wusste, irgendwann werde ich die Richtige treffen, die Frage war nur wie lange ich das noch durchhalten konnte.
Ohne mit der Wimper zu zucken, vereinbarte ich mein nächstes Date. Diesmal mit einer ehemaligen Fahrschullehrerin namens Roswitha, sie stammte ebenso wie Silvia aus der Weststeiermark. Unser Treffen fand auf einen Parkplatz einer Disco in der Nähe von Deutschlandsberg statt. Sie war eine interessant erscheinende Frau, gutaussehend, ein wenig chaotisch, und leider - was mich ein wenig störte, nicht gerade humorvoll, sie war eher ein Fan des schwarzen Humors und konnte sich köstlich amüsieren, wenn anderen etwas zustieß. Mag sein, dass dies tatsächlich keine Rolle spielt, aber im Leben ist alles Charaktersache. Allerdings unübersehbar waren ihre Besonderheiten, ich war mir sicher sie kannte ihre Vorzüge und wusste sie einzusetzen. Nachdem ich in der letzten Zeit so meine unangenehmen Erfahrungen gemacht hatte dachte ich, es wäre besser vorsichtig zu sein. Trotz allem hatte sie eine Ausstrahlung der ich nur schwer widerstehen konnte, sie hatte etwas Trotziges in ihren Augen, irgendwie schüchterte mich das unwahrscheinlich ein. Am Abend besuchten wir noch so einige Lokale, hierbei schaffte sie es immer wieder mich mit Wörtern oder auch Anspielungen zu verwirren, sodass ich nie richtig wusste woran ich bei ihr war. Als ich sie nach Hause brachte, ergriff sie als erster die Initiative und küsste mich zum Abschied mit aller Leidenschaft. Als Alternative, so überlegte ich am Heimweg, gab es nur den taktischen Rückzug, da ich sonst Gefahr lief, mich mit ihr einzulassen, andererseits hatte ich nichts zu verlieren, außer vielleicht mein letztes Stück Selbstachtung. Generell war es mir irgendwo recht, und so sahen wir uns dann täglich, außer am Mittwoch, warum auch immer. Wir besuchten ständig Lokale, gingen oft in Gasthäuser essen, hin und wieder schlief ich bei ihr zu Hause im Elternhaus. Sie wohnte zusammen mit ihrer Mutter und mit zwei Brüdern. Es ging recht familiär zu. Ich war scheinbar ein totaler Schwiegersohntyp, den mit den Müttern verstand ich mich eigenartiger Weise immer sehr gut, besser sogar als mit ihren Töchtern. Von Zeit zu Zeit bekamen wir immer häufiger leichte Meinungsverschiedenheiten, worüber ich mich immer sehr ärgerte. Sie hielt mir ständig vor, dass ich im Großen und Ganzen nichts bin, es zu nichts gebracht habe, und finanziell auch nicht viel her mache. Im Vergleich zu ihren Bekannten und Freunden ließ sie mich immer schlecht abschneiden. Vermutlich hatte sie mein schöner Mercedes, mein Motorrad, die Wohnung, meine ständigen Wochenendausflüge etwas verwirrt, und sie hoffte, dass es da noch mehr geben musste. Sie klang schon wie eine Mutter, die ihren dummen Sohn eine Predigt hielt und mich auf meine gesellschaftlichen Schranken hinwies. Natürlich müsste ich mich auch mehr ihren individuellen Bedürfnissen anpassen, weiters fehlte mir dafür die entsprechende Einstellung. Mit größter Wahrscheinlichkeit hätte ich mich zu dem Zeitpunkt vor ihr in den Staub werfen sollen, denn ihrer fachkundigen Meinung nach hätten andere in meinem Alter schon eigene Häuser oder Eigentumswohnungen usw., kurz gesagt sie ließ mir ganz schnell die Luft aus den Reifen. Mir wurde nie klar, was sie eigentlich wirklich von mir wollte, vielleicht wollte sie aus mir jemanden machen, der ich nie sein konnte oder wollte, oder sollte ich mich ihretwegen aus dem Kellerfenster stürzen, wer weiß. Die Gedanken einer Frau gehen oft sonderbare Wege. Besondere Begeisterung kam bei mir nie hoch, wenn mich eine Frau zu ändern versuchte, wiederum hätte ich keine Einwände gehabt, wenn sie mich reich gemacht hätte, aber das war wohl auch für sie eine Nummer zu Hoch. Doch wie heißt es immer, Geld versaut den Charakter. Ich wiederum bin sehr stolz auf das was ich bisher erreicht habe, ich hatte ein Auto, eine Wohnung, einen Sohn, und auch sonst ging es mir in dieser Hinsicht nicht schlecht, immerhin bin ich sozusagen in armen Verhältnissen aufgewachsen und war nur technischer Angestellter in einem Ziviltechniker Büro. Um das zu erreichen was sie sich vorstellte bzw. erwartete, müsste ich mindestens reiche Eltern haben, oder die Nationalbank ausrauben, was wie ich weiß gar nicht so einfach ist (vermutlich hätte ich eine Orientierungshilfe benötigt alleine schon um sie zu finden). Irgendwie war ich leicht verwirrt, den ausgerechnet von einer Langzeitarbeitslosen Fahrlehrerin die im Haus bei ihrer Mutter wohnt und nie auf eigenen Füßen stand musste ich mir das sagen lassen. Ich fragte mich oft, was machte sie zu so einem materialistischen Menschen, war es vielleicht der Umstand, dass sie selbst auch nichts hatte, oder selbst von alleine auch nie etwas haben wird. Sie erzählte mir zwar immer von ihren Freunden, die sie mir vor Augen hielt, jedoch gesehen hatte ich eigentlich nie einen. Entweder hatte sie gar keine Freunde, oder gehörte dass zum Luxus denn sie sich nicht leisten konnte. Das was mich am meisten störte war wohl die Besessenheit mit der sie vorging. Gut, obwohl sie nicht arbeitete hatte sie immer reichlich Geld in der Tasche, vermutlich war die Arbeitslosenunterstützung reichlich oder ich zumindest sehr naiv war. Einige Tage später traf ich mich mit einer Taxifahrerin, die ich vom Taxikurs her kenne und mit der ich seither befreundet bin, in einem Café, welches am Stadtrand von Graz lag und zugleich auch das Stammlokal meiner Freundin war. Nachdem es ja Mittwoch war hatte ich auch nichts vor, da Roswitha an diesem Tag nie Zeit hatte. Als ich so am Tisch saß, meinen Kaffee schlürfte und mit der Taxifahrerin sprach, hörte ich eine vertraute Stimme, zu meinem Erstaunen, wie konnte es auch anders sein, war es Roswitha. Zwischen den Sitzbänken stand eine Trennwand, dadurch konnte sie mich auch nicht sehen, ich konnte sie jedoch recht gut hören. Kluge Köpfe streiten sich seit Jahren darüber ob es fair sei zu lauschen, ich fand es gar nicht so schlecht, ich traute meinen Ohren nicht, nachdem was ich da zu hören bekam. Ihre Wandlungsfähigkeit schien enorm und vielfältig zu sein. Bei dem Gespräch wurde mir auch klar, was es mit dem Mittwoch auf sich hatte, an dem sie nie Zeit haben wollte. Mit diesem Mann, ein Geschäftsmann aus Wien, der die Zweigstelle seiner Firma in Graz betreute und immer Mittwochs nach Graz kam, traf sie sich regelmäßig seit Wochen. Sie hatte ihn auch über ein Inserat kennen gelernt, wie ich später erfuhr, jedoch einer etwas anderen Art. Dieses Treffen diente eher der körperlichen Befriedigung, das seitens des Geschäftsmannes auch gut honoriert wurde. Irgendwann hatte ich genug gehört, dann ging ich auf die Toilette, die jedoch an ihren Tisch vorbei führte. Als ich aufstand sah sie mich an, wir sahen uns für kurze Zeit in die Augen, dabei spürte ich die Kälte die von ihr ausging, wir sprachen kein Wort, doch wenn Blicke töten könnten, hätte ich die Radieschen schon von unten gesehen. Am nächsten Tag trafen wir uns, so wie immer. Sie sprach mich auf den Vortag an, und stellte mich zur Rede, weil ich ihr nachspionierte. Ich war mir nicht sicher, wer eigentlich, wenn zur Rede stellen sollte, doch wie sie mir erklärte war es ja nur ein Gutbezahlter Job (als Paradiesvogel) den sie machte, ich bekam alleine bei dem Gedanken eine Gänsehaut. Nach diesem aufschlussreichen Treffen habe ich mich nicht mehr bei ihr gemeldet und auch von ihr hörte ich nichts mehr. Aufgrund meiner beschränkten Finanzkraft, konnte ich ihr nicht den Standard bieten, den sie gerne gehabt hätte und für die auch ganz besondere Regeln galten. Über kurz oder lang, wäre diese Beziehung ohnedies zum Scheitern verurteilt gewesen. Die Frage war eigentlich, was gefiel mir an ihr, war ich schon so psychotisch, oder hatten mir meine Hormone wieder so einen Streich gespielt. Ich habe zwar sehr viel aus meinen Beziehungen gelernt, aber die Fehler die ich gemacht habe, werde ich immer wieder machen. Im Nachhinein wünsch ich ihr das, was sie sich am meisten wünscht, oder eher das was sie wirklich verdient. Kritische Augen hätten dies im Vorhinein erahnt, nur ich glaube ich wollte - wie schon des Öfteren - die Wahrheit gar nicht sehen. In welcher Welt leben wir den, in einer in der innere Werte nichts mehr wert sind, ich stehe eher auf den Standpunkt das Geld alleine auch nicht glücklich macht - aber es beruhigt. Das was den Menschen am Leben erhält ist nicht das Geld, sondern vielmehr die Hoffnung.
Wie bereits anfangs erwähnt dreht sich in den meisten Fällen immer alles um das liebe Geld, und es spielt auch bei den Frauen eine große Rolle, insgeheim dachte ich, wenn mich eine auch als Durchschnittsmann ohne das ich viel berappen muss nimmt, dann liebt sie mich vielleicht wirklich und ich spürte, das sie da draußen irgendwo war, darum gab ich die Hoffnung auch nicht auf. Ist es so abwegig, dass man einmal das bekommt was man sich wirklich wünscht, oder muss es ewig ein Traum bleiben, den man bis ans Lebensende verfolgt. Nach langer Talfahrt musste es doch irgendwann wieder bergauf gehen. Jedoch darf man nicht alle Frauen in einen Topf werfen, zum ersten hätten sie kein Verständnis, und zweiten wäre zu wenig Platz für alle.
Einige Tage später rief mich eine Dame namens Susanne an meinem Handy im Büro an. Sie hatte eine angenehme und vor allem sehr erotische Stimme, gleich zu Beginn des Gespräches machte sie mich darauf aufmerksam, das ich schwerer zu erreichen bin, als der Präsident, ich wusste zwar zu diesem Zeitpunkt nicht, woher sie den Präsidenten kannte, aber ich dachte sie würde mir die Geschichte sicher einmal erzählen. Während des Gespräches musste ich ständig lachen, da ich von meinen Kollegen umgeben war, und die nicht wissen durften um was es eigentlich bei dem Gespräch ging, dann hätte ich auf das übliche Gespött nicht lange warten brauchen. Zugleich war Susanne etwas leicht verärgert, da sie sich leicht auf die Rolle genommen fühlte, obgleich das nicht meine Absicht war. Nachdem sie mich nie erreichte, hatte sie sich vorgenommen nur noch einmal anzurufen, Gott sei Dank war ich zu dem Zeitpunkt erreichbar. In ihren Brief den sie mir eine Woche zuvor als Antwort auf mein Inserat geschickt hatte, stand keine Adresse, ich hatte daher keine Möglichkeit mit ihr Verbindung aufzunehmen, zum Glück hat sie mich erreicht. Sehr geheimnisvoll war ihr Schreiben, da war zwar alles was ich für den Anfang wissen wusste beschrieben, jedoch keine Telefonnummer und auch kein Absender, außer postlagernd. Sie erklärte das damit, das sie schon Probleme bekommen habe, da es immer wieder Verrückte gab, und sie sich vor dem Wahnsinn der Männlichkeit nur schützen wollte. Um nicht noch länger zu warten, trafen wir uns noch am selben Tag, abermals vor einem sehr bekannten Tanzlokal, aber diesmal in der Nähe von Graz. Sie erschien in Begleitung ihres Bruders, der jedoch nur als Taxi fungierte, sie nur absetzte und gleich daraufhin verschwand, da sie weder Auto noch Führerschein besaß. Ihr Aussehen hat mich im ersten Moment etwas verwirrt, ich weiß nicht warum, vielleicht hatte ich sie mir anhand ihrer derart erotischen Stimme etwas ganz anderes vorgestellt. Susanne war 25 Jahre alt, hatte dunkelbraunes Haar, ungefähr meine Größe und von der Figur her, eher einen leichten Ansatz ins mollige und eine wahnsinnig sympathische Ausstrahlung. Dahinter verbarg sich eher der ländliche Typ, einfach, bescheiden und keineswegs überheblich. Schon fast zeremoniell besuchten wir einige Lokale in Graz, in denen ich in der vergangenen Zeit des Öfteren verkehrte, zumeist immer mit einer anderen Frau. Die Kellnerinnen die mich kannten, dürften sich über meinen Verschleiß schon gewundert haben. Susanne und ich lieferten uns einen Smalltalk über Gott und die Welt. Es war reinstes Vergnügen mit ihr zu reden, sie war so unkompliziert, weltoffen und verstand auch viel Spaß, und den brauchte man auch bei mir. Im Vergleich zu allen anderen Frauen die ich bisher getroffen habe, war sie sicher ein Ausnahmefall. Auch sie hatte so ihre Erfahrungen mit den Inseraten und den diversen Männern gemacht, bei einigen ihrer Geschichten geierten sich förmlich meine Haare um den Stehplatz. Ein paar der Geschichten waren meinen Erlebnissen sehr ähnlich. Es gab sehr viele Dinge die wir gemeinsam hatten, unter anderem reiste sie auch soviel und gerne wie ich. Die Unterhaltung war sehr vielseitig, sie ging von Lebensstil bis hin zum Liebesleben, die Zeit verging wie im Flug. Wie ich es schon von mir gewohnt war, tratschte ich die ganze Nacht. Da wir unseren Gesprächsstoff noch nicht voll aufgebraucht hatten, beschlossen wir, uns wieder einmal zu treffen, diesmal gab sie mir jedoch ihre Telefonnummer.
Nach dieser Nacht war ich ziemlich überwältigt, nicht weil ich die ganze Nacht so gut wie gar nicht geschlafen habe, nein es lag Großteils an Susi. Sie war zwar nicht die Frau in der man sich auf Anhieb verlieben könnte, aber sie war mit Sicherheit etwas Besonderes und ich mochte ihre Gegenwart. Am nächsten Tag rief ich sie an, da ich ein großes Verlangen hatte sie wieder zu sehen. Bei unserem zweiten Treffen irrten wir wieder einmal durch die Grazer Innenstadt auf der Suche nach einem netten Lokal in dem wir noch nicht waren. Sie erzählte mir, dass sie mit mir eigentlich nicht mehr gerechnet hatte. Nach außen hin wirkte sie optimistisch und so, als gäbe es nichts was sie verwundern könnte. Der Abend war wie der erste, wir konnten endlos über alles sprechen. Dabei erzählte ich ihr, dass ich bereits einen Sohn habe, man merkte wie sie sichtlich zusammenzuckte. Sie dachte sich schon, dass ich offenbar noch einige Leichen im Keller hatte. Es war ein sehr schöner Abend, nur leider ging auch dieser zu Ende. Ein Wiedersehen mit ihr stand leider vorläufig in den Sternen.
Die nächste Lady meiner Opferliste, die ich traf hieß Daniela, war erst 19 Jahre alt und hatte lange, brünette Haare. Sie war klein, von zierlicher Gestalt und völlig unscheinbar. Das Treffen fand bei ihr in der Wohnung statt. Sie wohnte zusammen mit ihrer Mutter in der Grazer Innenstadt, in einer kleinen aber sehr netten Wohnung. Von der Lage her, war sie nicht allzu weit von meiner Wohnung entfernt. Zum Zeitpunkt meines Eintreffens war auch die Nachbarin auf Besuch. Danielas Mutter und die Nachbarin löcherten mich mit Fragen, sodass ich kaum Möglichkeit hatte Luft zu holen oder mit Daniela zu sprechen. Das ich sie per Inserat kennen lernt habe, davon wussten die beiden Gott sei Dank nichts. Nach einiger Zeit fiel meiner Gastgeberin auf, dass wir nicht zum Reden kamen. Ihr Vorschlag essen zu gehen kam mir daher gerade recht. Wir fuhren in ein Lokal etwas außerhalb von Graz. Wir ließen uns beim Essen recht viel Zeit, um über alles was uns am Herzen liegt zu sprechen. Das Essen selbst war sehr gut und vor allem reichlich. Ich genoss die Unterhaltung sehr, sie schien sehr gebildet zu sein, für ihre 19 Jahre machte sie einen sehr erfahrenen und vernünftigen Eindruck. Beziehungen hatte sie so wie die anderen auch schon genug, und Enttäuschungen hatte sie reichlich, aber davon kann man wohl nie genug bekommen und man lernt gezwungener Maßen nie aus. Das Gespräch mit ihr war in gewisser Weise genau so aufschlussreich wie deprimierend. Sie erzählte mir, dass ihr in den unmöglichsten Situationen kleine Missgeschicke passieren, die zum Teil oft sehr peinlich sein können. Ich kenne Menschen die immer schusslig waren, sie dürfte ohne Frage auch dazu gehören. Für ihr weiteres Leben hatte sie sich noch sehr viel vorgenommen, besonders was die berufliche Ausbildung betrifft. Mit viel Glück hat sie noch eine große Zukunft vor sich. Ich habe Menschen die etwas aus sich machen wollen und auch den Ehrgeiz dazu aufbringen schon immer bewundert. Den Gasthof verließen wir erst sehr spät. Vor dem Ausgang war eine Glastür, unmittelbar dahinter waren zwei Stufen bis zum Ausgang. Rechterhand befanden sich noch ca. 15 Stufen bis zu den Toiletten in den Keller. Als ich ihr die Glastür aufhielt, warf sie sich die zwei Stufen runter und lag vor mir wie ein Teppich am Boden. Zum schnellen reagieren blieb mir nur noch ein schlichtes „Wau". Vermutlich wollte sie mich damit beeindrucken. Beeindruckt wäre ich erst gewesen, wenn sie die restlichen Stufen in den Keller auch noch genommen hätte. Ohne sichtliche Schäden davon getragen zu haben, brachte ich sie behütet zum Auto. Wäre wirklich schade, wenn sie sich auf den letzten paar Meter noch das Genick gebrochen hätte. Um mein Gewissen zu beruhigen, begleitete ich sie noch bis zur Haustür, wo ich mich dann auch verabschiedete. Neben Susi war sie bisher die einzige, der ich ein wenig Charakter zutraute, der einzige Nachteil den sie hatte war ihr Alter, neben ihr kam ich mich wie ihr Vater vor. Daniela war ein wirklich nettes Mädchen, rein optisch gefiel sie mir auch recht gut, nur lagen zwischen uns sehr viele Jahre, einstellungsmäßig und auch sonst was es ein richtiger Quantensprung.
Langsam aber sicher merkte ich, das täglich abends ausgehen bis in die frühen Morgenstunden auf die Dauer recht anstrengend war. Immerhin musste ich fast jeden Tag arbeiten, wodurch sicher auch meine Konzentration stark beeinträchtigt war. Die wirren Worte die ich zeitweise und planlos von mir gab, waren kaum zu übersehen bzw. überhören. Mein Boss konnte über die Fehler die ich machte überhaupt nicht lachen, mit der Zeit fand auch ich es nicht mehr lustig. Mir war bewusst, dass ich nicht mehr lange Zeit hätte, obwohl es langsam anfing, mir Spaß zu machen.
Um nicht noch mehr Schwierigkeiten im Büro zu bekommen, spannte ich mich vorerst einmal einen Abend aus, lag auch daran, dass meine nächste Verabredung erst einen Tag später angesetzt war. Den Vogel schoss ich mit Monika völlig ab. Nachdem sie mich anrief, vereinbarten wir einen Termin in einem Café in Graz. Sie gab mir zu verstehen, dass sie jedoch aus rein beruflichen Gründen leider nicht sehr viel Zeit hat, wenn ich gleich kommen könnte wäre das super. Nachdem ich ohnehin nichts vorhatte, versuchte ich mich zu beeilen, bevor es zu spät wird. Als ich ins Café kam, waren nicht all zu viele Leute zugegen. Da sie nur eine Beschreibung von mir hatte, dachte ich, es wäre besser, wenn ich mich übersichtlich an die Tränke bzw. Bar setze. Dort musste ich jedoch nicht lange warten. Kaum hingesetzt sprach mich auch schon ein langhaariges brünettes Mädchen an: „Hallo ich bin die Monika". Sie hatte ausgesprochen große schöne tiefblaue Augen, mit einem leichten Hang zum Dackelblick. In ihren Augen las ich leichte Verwirrung und einige Gläser Wein. Sehr verwundert hatte mich der Umstand, dass ich vor nicht ganz einer Stunde noch mit ihr telefoniert habe, wobei sich kein Alkoholeinfluss beim Sprechen bemerkbar gemacht hat. Innerhalb dieser Zeit dürfte sie ganz schön Gas gegeben haben. Es war eigenartig, alle sowie auch ich merkten, dass sie betrunken war, jedoch niemand fiel auf, dass sie noch immer Durst hatte. Wir sprachen sehr lange über belanglose Dinge. Als ich sie auf das Thema Partnersuche ansprach, wehrte sie ab, denn eigentlich ist sie gar nicht auf der Suche nach einem Gegenstück, es ist so in Ordnung wie es ist. Komisch dachte ich mir, warum hat sie mir wohl geschrieben, wenn sie ohnedies nicht vorhatte, jemanden kennen zu lernen. Am Telefon nahm ich eher an sie sei eine Art Workaholic, mit der Zeit bekam ich vielmehr den Eindruck das eher Alkoholic zutreffe. Von Minute zu Minute war ich mehr verwirrt, bei manchen Dingen behauptete sie sogar, sie hätte so etwas am Telefon nie behauptet, wobei sie sich nicht einmal mehr richtig an unser Gespräch erinnern konnte, sie war auch nie an einer festen Beziehung interessiert, wie auch immer, Frauen wissen nicht was sie wollen. Der Zustand machte ihr scheinbar schon sehr zu schaffen, sie leidet schon sehr unter einer Realitätsverzerrung. Irgendwie kam ich mir so schwachsinnig vor, ich versuchte einen alkoholisierten Menschen sein Gedächtnis wiederzugeben. Überkam mich schon der totale Wahnsinn oder war sie nicht der richtige Umgang, so dass ich schon von ihr anzog. Neben mir auf der anderen Seite saß eine hochschwangere Frau, die so einiges über unser leicht verwirrtes Gespräch mitbekam, vermutlich wurde bei ihr, wenn Monika mit ihrer Fahne auf mich einsprach, die Milch sauer. Monika erzählte mir, das sie regelmäßig solche Mengen Alkohol zu sich nahm, ich war etwas schockiert darüber, den sie war eine Gutaussehende nette Frau, nur der Alkohol... na ich weiß nicht. Ich machte sie darauf aufmerksam, dass sie der Alkohol langsam umbringen wird, worauf sie nur entgegnete es sei egal, den sie habe noch genügend Zeit. Alkohol verkürzt ohnehin ihr leben, denn in der Kneipe verging die Zeit am schnellsten. Angeblich wurde sie als Kind bei jeder Gelegenheit rot, heute jedoch wird sie bei jeder Gelegenheit blau. Normalerweise wäre jetzt der Zeitpunkt gekommen um fluchtartig das Café zu verlassen, aber irgendwie wollte ich sie in diesem Zustand nicht alleine lassen. Immerhin wusste ich nicht, weshalb sie soviel trank, obwohl es mich eigentlich nichts anging. So wie jeden Abend hatte das Café auch heute wieder Sperrstunde. Zu diesem Zeitpunkt war Monika jedoch nicht mehr ansprechbar. Der Cafebesitzer steckte uns ohne Rücksicht auf Verluste vor die Tür. Was sollte ich nur mit ihr anfangen, ich wusste nicht, wo sie zu Hause war, eigentlich wusste ich gar nichts von ihr. Schließlich konnte ich sie nicht auf der Straße liegen lassen, nach Hause in meine Wohnung konnte ich sie auch nicht nehmen - die war noch besetzt, also blieben nur meine Eltern übrig. Ich hatte dort noch immer ein Zimmer im Keller, eine so genannte Fluchtstätte, dort konnte ich sie unterbringen. Im Zimmer standen zwei einzelne Betten, die einst meinen Bruder und mir gehörten. Ich legte sie in eines der beiden Betten, für das zweite in dem ich lag, gab es leider keine Bettwäsche. Falls der Verdacht aufkommt, ich hätte mit dem Gedanken gespielt, die Situation schamlos auszunutzen der irrt, das wäre dann ja (Alkohol)-Leichenschändung gewesen. Die Nacht, die ja relativ kurz war verging wie im Flug, nachdem ich ohnehin nicht besonders gut schlafen konnte. Zum Glück war es die Nacht von Freitag auf Samstag, und ich brauchte nicht arbeiten zu gehen. Nachdem mein Wagen vor der Tür stand, entging es auch meinen Eltern nicht, dass ich im Haus war. Meine Mutter hat mich natürlich auch schnell gefunden, so groß war das Haus ja nicht. Als sie die Zimmertür öffnete, sah sie ganz erstaunt zum Bett, wo Monika lag, ich weiß zwar nicht was ihr durch den Kopf ging, anhand ihres Blickes konnte ich es aber erahnen. Sie sagte nur, oh eine Neue, die hast du mir noch nicht vorgestellt, danach drehte sie sich um und verschwand genauso schnell wie sie gekommen war. Mittlerweile war es schon elf Uhr als plötzlich mein Handy klingelte, zu diesem Zeitpunkt wurde Monika wach. Am Telefon war auch Monika, sie entschuldigte sich, weil sie am Vortag aus beruflichen Gründen schon früher das Café verlassen musste und sie meldet sich, sobald sie wieder Zeit hätte. Ups dachte ich nur, als ich mich zu Monika - wer oder welche das auch immer war umdrehte. Irgendwie war das ein Schuss ins eigene Knie, peinlich aber wahr. Ihr die Situation zu erklären wäre vermutlich sinnlos, aber die einzige Frage die sie stellte, war nur ob ich eine Flasche Wodka zur Hand hätte, vermutlich damit ihr Herz wieder anspringt. Nachdem sie sich wieder in einem ansprechbaren Zustand befand, brachte ich sie wieder ins Café, dort wo sie am liebsten war. Zum Glück hatte mich Monika nie gefragt warum ich sie mit nach Hause genommen hatte. Das was ihr wirklich wichtig war, war ob es noch genug Flaschen im Café gab, sie sprach sogar mit ihren Flaschen, am Vortag gehörte ich wohl auch dazu. Als ich mich von ihr verabschiedete, sagte sie nur, es war nett mit dir, vielleicht sehen wir uns mal wieder, oder noch besser ich rufe dich wieder an. Da verschwimmen oft die Grenzen zwischen das gläubige Nachvollziehen, aber mit Garantie hat es auch mir die Sicherung geworfen und es war total frustrierend. Waren meine Ansprüche selbst schon so hoch, dass ich nicht mehr über die Mauer sah. Mittlerweile war ich wirklich in einem Zustand, in dem es besser wäre das Handtuch zu werfen. Das restliche Wochenende ließ ich in aller Stille an mir vorbeiziehen, genoss die Ruhe, zu guter letzt musste ich noch über mich selbst lachen, immerhin passieren solche Dinge nicht alle Tage - Gott sei Dank.
Das einzige was ich jetzt noch brauchte, wäre ein wenig Glück. In den vergangenen Tagen hatte ich eigentlich, obwohl es eigenartig ist, immer wieder an Susanne denken müssen, sie ging mir nicht aus dem Kopf. Sie war die einzige Frau die mich in den letzten Wochen beeindruckt hat. Ich weiß nicht ob es sinnvoll war, aber ich wollte sie unbedingt wieder sehen. Aus diesem Grund rief ich sie an, auch auf die Gefahr dass ich einen Korb bekam. Am Telefon erkannte ich sofort wieder ihre Stimme, es war gut, sie zu hören. Etwas verängstigt und vorsichtig fragte ich sie, ob sie am Freitag mit mir durch die Lokale ziehen möchte. Scheinbar hatte sie nichts Besseres vor, denn sie sagte sofort ja. Eigentlich war ich schon immer ein großer Quatschkopf, um eine Antwort war ich nie verlegen, und mich brachte auch nichts so leicht aus der Fassung, bis zu diesem Treffen. Als ich bei ihr Zuhause ankam, wartete sie schon vor die Tür. Bevor ich noch richtig aus dem Auto ausstieg stand sie vor mir. Sie trug ein rotes Wickelkleid, das so ziemlich alles an ihr zur Geltung brachte, vermutlich wurde ich zu diesem Zeitpunkt auch rot im Gesicht, da ich auch keinen Ton raus brachte. Auf alle Fälle dürfte sie es sofort bemerkt haben, da sie mir so schamlos ins Gesicht lachte. Ich hatte sie ganz anders in Erinnerung, mit diesem Outfit hat sie mich schlichtweg überwältigt. Es war mit ihr wieder ein wunderschöner Abend, ich merkte das sie mehr war, als nur ein Kumpel zum Sprechen, wir verstanden uns wirklich sehr gut, und auch die Chemie zwischen uns stimmte. Von da an waren wir fast ständig zusammen. Da keine Platznot vorlag, hatte ich immer bei ihr geschlafen. Langsam, aber sicher wurde auch meine Wohnung unnötig, daher wollte ich auch mit Irene über das Problem sprechen. Durch Zufall hatte sich das besagte Problem fast von selbst gelöst, zum einen war Irene bereits ausgezogen, zum anderen ist auch ein Großteil des Inventars, wie zum Beispiel Küchengeräte, Möbel usw. spurlos verschwunden. Darauf hin bin ich bei Susanne eingezogen. Von da an waren wir unzertrennlich, mittlerweile sind schon fünf Jahre vergangen, wir haben in dieser Zeit niemals gestritten, und sind seit gut zwei Jahren glücklich verheiratet.
Zum Abschluss sei erwähnt, alle Personen bzw. Damen gibt es wirklich, schlimm daran ist nur, dass auch die Handlungen zum Großteil der Wahrheit entsprechen, nur habe ich sie nicht über ein Inserat, sondern über CB-Funk kennen gelernt. Was noch nicht stimmt, ich bin nicht verheiratet - Gott sei Dank.