Scheinbar ein Tag wie jeder andere!
Eigentlich war es ein Tag wie jeder andere. Der Stress bei der Arbeit und die dazugehörige Nerverei - also ein völlig normaler Tag. Es war Mittwoch und ein Tag der offensichtlich genauso enden wird, wie all die anderen Tage. Da konnte mich wohl auch kein schöner Tag im August retten. Irgendwie lud mich der Tag zum „um die Häuser ziehen" ein, obwohl ich genau wusste, das ich es nicht weiter als bis in Lokal „Spatzendorf" schaffen würde. Immerhin wurde ich schon seit Tagen von meinem Schlaf und nicht zu vergessen von einem Freund Namens Roland verfolgt. An manchen Tagen wusste ich nicht einmal was mir lieber war, immerhin nervten mich manchmal beide.
Nichts desto trotz, quellte ich wieder meinen Barhocker im Spatzendorf, rutschte hin und her, auf und ab, immer diese Warterei, noch dazu auf einen Mann, sofern man ihn schon als solchen Bezeichnen konnte (oder war er nur eine beunruhigende Mutation dessen). Andererseits hatten wir an manchen Abenden immer mächtig Spaß, wenn wir uns herum trieben. So wie an den meisten Tagen waren auch diesmal sehr viele meiner Kollegen im Lokal, dadurch konnte mir ohnehin kaum langweilig werden. Irgendwie dienten die Abende als Ausgleich für den Tagesstress, den manchmal können die Tage bzw. die Nächte fern der Heimat schon sehr einsam und nicht zu vergessen langweilig sein, und man wünscht sich hin und wieder jemanden, mit dem man reden bzw. sich unterhalten kann. Natürlich hatte Roland als er kam nur andere Dinge im Kopf, bei ihm drehte sich alles nur immer um Frauen oder die Arbeit. Auch ihm stand der Frust schon lange ins Gesicht geschrieben, nur bei seinem Gesicht war das auch schon egal, bzw. machte es keinen bemerkbaren Unterschied. Auch die sinnvollen Gespräche die er so gerne führte, waren inhaltlich ein Rückschritt ins tiefste Mittelalter.
Wie schon befürchtet überredete er mich mein Spezialgetränk „Mammut" ins Lokal zu holen. Zuvor musste ich jedoch die Kellnerin Uschi erst fragen ob ich das wohl darf. Nachdem sie eigentlich nichts dagegen hatte, machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer, um die Mischung zu holen. Die einzige Bedingung die sie jedoch stellte, war, die Flasche zu lehren bevor ihre Chefin wieder zurück ist. Da sie mit Toni, einem Arbeitskollegen unterwegs war, wusste ich, es kann lange dauern. Auf dem Weg zum Ausgang kamen mir zwei blonde Damen entgegen, wobei die ältere der beiden immer sehr nett zu mir war.
Nachdem ich die Mischung geholt hatte, setzte ich mich zu den beiden an den Tisch, (natürlich hatte ich zuvor um Erlaubnis gefragt, bin ja gut erzogen). Die beiden tollen Tanten kannte ich schon seit einigen Wochen, mehr oder weniger vom sehen aus, hin und wieder hatte ich mit der netteren der beiden die auf den Namen Inge hört, schon einige Worte gewechselt. Sie war sehr freundlich und von Anfang an sehr sympathisch. Auf ihre Freundin Elisabeth war mein so genannter Busenfreund Roland besonders scharf. Mir war sie Anfangs nicht so besonders sympathisch, aber ich ihr wohl auch nicht. Ich saß noch nicht einmal richtig am Tisch, war auch schon Roland zur Stelle und setzte sich zu Elisabeth. Denn diese Gelegenheit konnte er sich keinesfalls entgehen lassen, das lag wohl an seinem ungebremsten Killerinstinkt, der ihm so von Zeit zu Zeit überkam. Ich unterhielt mich mit Inge über sehr viele Dinge, sie war eine nette Gesprächspartnerin, sowie auch eine gute Zuhörerin. Aus diesem Grund gab ich ihr meine Telefonnummer, in der Hoffnung, dass sie mit mir einmal einen Kaffee trinken geht, - natürlich völlig ungezwungen. Ich war nur auf der Suche, nach einem Menschen mit dem ich mich nett unterhalten konnte, nur nicht über die Arbeit, was bei meinen Kollegen so ziemlich das einzige Thema ist, das sie wirklich gut beherrschen.
Nachdem ich eigentlich sehr schnell beim entleeren der Flasche war, konnte ich mich an viele Dinge die ich gesagt oder getan habe kaum erinnern, vielleicht war es auch besser so. Zu irgendeinem Zeitpunkt verlor ich dann ganz die Kontrolle, die Getränke mit Mammut kamen mit demselben Tempo wieder hoch, mit dem ich sie runter spülte. Folglich hatte ich binnen kürzester Zeit einige Begegnungen der erbrechenden Art. Es war mit Sicherheit kein Gefühl das mir Freude bereitete, bzw. angenehm war. Zu einem bestimmten Zeitpunkt hatte ich das Gefühl mit den Kopf durch die Wand zu müssen, was auch erklären würde, warum ich voll motiviert gegen die Wand gelaufen bin, es könnte auch sein, das ich sie übersehen habe, oder meine Kritiker es fälschlicher Weise als eine Art Orientierungslosigkeit auslegten. Aber wie heißt es, nicht nur Frauen, sondern auch Wände haben ihre reize.
Der Vorteil, wenn ich völlig abgefüllt bin, möchte ich nur meine Ruhe haben, da sich ohnehin alles dreht, und ich froh bin, rechtzeitig das WC zu erreichen. Aber wie jeder Abend ging offensichtlich auch dieser zu Ende, auch wenn ich so vieles nicht mehr ganz auf die Reihe bekommen habe. Gegen 2.00 Früh unterhielten wir uns noch am Parkplatz vor Inges Auto, Roland und Elisabeth waren schon sehr mit sich beschäftigt, und ich unterhielt mich weiter mit Inge, obwohl es beträchtliche Kommunikationsprobleme meinerseits gegeben haben dürfte. Nachdem mein Stehvermögen auch nicht mehr das beste war, zum einen das Alter, zum anderen der Alkohol, so dass ich mich gezwungen fühlte, vor ihr zu knien (zu meiner Verteidigung nicht bettelnder Weise, das hatte ich zu diesem Zeitpunkt nicht nötig und auch nicht im Sinn). Irgendwann kamen Roland und Elisabeth auf die Idee, in mein Zimmer zu wechseln. In diesen Moment fand ich die Idee auch recht gut, da mir bei der wahnwitzigen Haltung bereits mehrmals die Füße eingeschlafen sind. Die einzige die vor Begeisterung nicht gerade jubelte war wohl Inge, in deren freundlichen melancholischen Augen sich plötzlich das blanke Entsetzen breit machte. Im Zimmer stellten wir das Licht auf Intimbeleuchtung, genau genommen hatten wir, wenn ich mich recht erinnere, gar kein Licht, leise Musik von der CD und jede Menge Romantik nicht zuletzt von der Mikrowelle. Vermutlich war dieser Umstand schuld, abgesehen vom sabbern, schmatzen und stöhnen (oder was immer das war, was die beiden von sich gaben), brachte mich Inge ungewollter weise näher. Vielleicht war auch der Alkohol schuld, den ich jedoch nicht als Entschuldigung für mein Verhalten anführen wollte, oder war es einfach der Tag der genau passte, oder lag es an unserer Stimmung. Trotz allem war sie eine Frau die mich zuvor überhaupt nicht interessierte, oder auch nur das kleinste Interesse weckte, sie war für mich auch keinesfalls das Objekt meiner Begierde, und doch fühlte ich mich zu ihr in diesem Moment magisch hingezogen, ob ich es nun wollte oder nicht. Aber ich spürte dass auch sie so ähnlich dachte, oder fühlte, nur an diesem Abend blieben ohnehin viele Dinge unausgesprochen. Entgegen aller geläufigen Darstellungen passierte an den Abend bzw. Morgen nichts, was man nicht erwähnen könnte, den immerhin hatte ich an diesen Tag schon durch meinen Gewaltrausch schon das Fett weg, und war kaum zu irgend welchen Dingen fähig, die sich im Nachhinein nicht entschuldigen ließen, abgesehen davon hielt ich Inge für eine sehr anständige Frau, der ich meine Unschuld ohne bedenken anvertrauen konnte. Lange Rede kurzer Sinn, es war ein sehr netter Abend, obgleich ich mich hin und wieder wie ein Blinder beim Gruppensex benahm, nur irgendwie war ich an diesen Abend völlig mittel bzw. - hilflos. Der Abend verging, nachdem ich wieder nüchtern war, sehr schnell, denn gegen 5.00 Uhr setzte ich alle vor die Türe, da bereits eine Stunde später wieder mein Dienst begann. Alles was mir von diesen Abend blieb, war vorerst eine nette Erinnerung, sowie ein etwas geistig verwirrter und müder Kopf.
Hinterher wurde mir dabei klar, dass das was an diesem Tage zwischen Inge und mir passiert ist, an keinen anderen Tage hätte stattfinden können, ich fragte mich oft, war es Bestimmung ? oder auch nur reiner Zufall.
Bei der Arbeit nahm alles den gewohnten Lauf, abgesehen von den kleinen Fehlern die mir unterkamen, aber wer viel arbeitet macht eben viele Fehler. Immerhin ging mir die vergangene Nacht nicht aus dem Kopf, abgesehen von dem flauen Gefühl im Magen. An gewisse Dinge konnte ich mich nicht mehr so richtig erinnern, andererseits schämte ich mich irgendwie für diese Nacht, da ich die Kontrolle über mich verloren hatte, ich nicht gerade ein angenehmer Zeitgenosse war, und zudem eine fahrlässige Gemeingefährdung darstellte. Ich war mir auch ziemlich sicher, dass sich Inge nicht bei mir melden würde. Nur im Nachhinein war es zu Spät um den angerichteten Schaden zu begrenzen. Mir war sehr wichtig, dass sie keine schlechte Meinung von mir hatte. Sie war ein sehr guter und netter Gesprächspartner und ich wollte sie keinesfalls in diesem Punkt verlieren.
Angenehm überrascht war ich, als sie mich am nächsten Tag anrief, um mich am Abend auf einen Kaffee zu treffen. Ihr Anruf hatte mich total aus den Fugen geworfen, und zudem verwirrt. Jedenfalls konnte ich es kaum erwarten sie wieder zu sehen. Nachdem ich in St.Valentin eigentlich nur das „Spatzendorf" kannte, trafen wir uns dort um 20.00 Uhr. Wir hatten eine sehr nette Unterhaltung, um jedoch ungestört plaudern zu können, fuhren wir in ein ruhiges Lokal am Stadtrand namens Parabliue. Dort setzten wir uns in einen Bereich, indem wir völlig allein und ungestört waren. Dabei erfuhr ich sehr viel über sie, einige Dinge, die mir nicht so sehr zusagten und einige, für die ich sie bewunderte. Mein erster Eindruck (nüchtern betrachtet), sie war eine verdammt tolle Frau, die mir von Minute zu Minute sympathischer wurde, sie war mit Sicherheit etwas ganz besonderes. Irgendwie wurde ich mir über meinen Gefühlen ihr gegenüber nicht klar, aber das spielte zu diesem Zeitpunkt auch keine große Rolle. Mit der Zeit, überkam mich jedoch der Schlaf, immerhin hatte ich die vergangenen Nacht keine Minute geschlafen. Manchmal hatte ich bei ihr das Gefühl, das sie mich mit einer Mischung aus Mitleid und Schadenfreude betrachtete. Gegen 0.30 fuhr ich mit ihr zu meiner Wohnung, da ihr Wagen noch vor dem Lokal stand, das ja unmittelbar fast neben meiner Wohnung liegt.
Da ich nicht wollte, dass der Abend schon zu Ende geht, fragte ich sie, ob sie nicht bei mir schlafen möchte, ich wollte einfach nicht alleine sein. Im ersten Moment sah sie mich mit ihren kritischen Augen überrascht an, während sie scheinbar überlegte, versprach ich ihr, sie nicht anzugreifen, oder in irgend einer Weise zu belästigen. Etwas misstrauisch stimmte sie nickend dennoch zu. Ganz wohl dürfte ihr dabei jedoch nicht gewesen sein.
Anfangs wusste ich nicht was ich eigentlich bezwecken wollte, war es überwiegende Neugier, oder eher eine große Herausforderung. Andererseits hatte ich großes Verlangen danach, wieder einmal von einer Frau umarmt zu werden, versehen mit einem Schuss an Zärtlichkeit. Was dann geschah, muss wohl kaum kommentiert werden, es war aber mit Abstand einer der schönsten Nächte der vergangenen Jahre. Sie war, bzw. ist, eine sehr zärtliche und liebevolle Frau, die genauso wie ich sehr viel Zärtlichkeit braucht um zu existieren, die in dieser Beziehung dasselbe Verlangen hatte wie ich. Sie war in keiner Weise vergleichbar mit anderen Frauen vor ihr. Sie gab mir ein Gefühl, dass ich schon sehr lange nicht mehr verspürt hatte. Es war alles ganz anders als ich mir erwartet hatte, vor allem war es viel schöner. Irgendwann, kurz bevor der Kirchturm 5.00 Uhr prügelte, wachte ich auf, mit der Gewissheit, dass ich mich in sie verliebt hatte. Schweren Herzens stand ich auf, brachte sie zu ihren Wagen, und fuhr zur Arbeit. Es gab von da an keine Minute, an der ich nicht unentwegt an sie dachte und mir wünschte bei ihr zu sein.
Schließlich wurde mir klar, dass ich vor einem großen Problem stand. Ich wusste, wenn ich sie weiterhin sehen würde, gäbe es kein zurück mehr. Von da an, sah ich sie so gut wie jeden Tag und ich war ihr total verfallen.
Doch was konnte ich mir von ihr bzw. einer Beziehung mit ihr erwarten? Empfindet sie das gleiche, wie ich für sie? Fragen über Fragen für die ich keine Antwort hatte und wusste, immerhin gab es einige Dinge die nicht ganz so einfach für mich waren. Zum einen hatte sie drei Kinder, - ich wollte keine Freundin mehr mit Kindern. Zum anderen rauchte sie, - ich wollte keine Freundin die raucht. Das kleinste Problem das ich bei ihr hatte, war der Altersunterschied, immerhin war sie um ein paar Tage oder auch Wochen oder genauer gesagt um 11 Jahre älter als ich. Das einzige was ich mit Sicherheit wusste, war, ich wollte unbedingt diese Frau, egal was ich dafür tun müsste, ohne Rücksicht auf Verluste, den Taten kann man nicht setzen, indem man mit Erwartungen anderer spekuliert. Mir war auch klar, dass ich sehr viel für sie aufgeben musste, aber das war sie mir Wert. Ich fragte mich nur, konnte es eine Zukunft mit ihr geben? Ich war nur so süchtig nach ihr, nach Zärtlichkeit mit allem was dazu gehört, dass ich kaum mehr, klar denken konnte.
Mittlerweile sind einige Monate vergangen, all meine Bedenken die ich hatte sind wie weggeblasen, die Beziehung zu ihr wird von Tag zu Tag intensiver, ein Tag ohne ihr, wenn ich zum Beispiel in bei der Arbeit bin, wird unerträglich, da das Verlagen nach ihr kaum zu bändigen ist. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals so intensiv empfunden oder geliebt hatte, oder auch nur annähernd so süchtig nach Kontakt oder Zärtlichkeiten wie mit ihr war. Jeder bisheriger Tag mit ihr war einfach wunderschön, egal wo, egal mit wem. Wichtig war nur, dass wir zusammen waren und sind, alles andere löst sich mit der Zeit von selbst. Das einzige was ich mit Sicherheit weiß, ist, dass ich diese Frau, die ich eigentlich nie haben wollte, über alles liebe, und sie keinesfalls mehr verlieren möchte. In ihr habe ich die Frau gefunden, die ich zwar zu diesem Zeitpunkt nicht gesucht, jedoch endlich gefunden habe. Ich wünsche mir nur, dass das Gefühl bei ihr, sowie bei mir noch lange anhält, und wir noch eine sehr sehr lange, glückliche Zeit verbringen können, den so nah wie sie, war meiner Traumfrau (bzw. so wie ich sie mir vorstelle) noch keine. Inzwischen kann ich es mir ohne sie nicht mehr vorstellen, sie ist in so kurzer Zeit ein Teil meines Lebens geworden und wird es, so hoffe ich, auch bleiben.